Was bezahlt die Zusatz-Versicherung?
Psychologische Psychotherapien werden heute in der Regel über die Grundversicherung abgerechnet. Es gibt aber in der Schweiz mindestens 500 ausgebildete Psychotherapeut:innen, die nicht über die Grundversicherung abrechnen können oder wollen (vgl. Studie von Büro BASS). Psychotherapeutische Leistungen dieser Therapeut:innen werden teilweise weiterhin von den Zusatzversicherungen unterstützt. Die Regelungen sind jedoch sehr unterschiedlich und teilweise unklar. Auf dieser Seite findest du Informationen zu den grossen Krankenkassen.
Für Patient:innen: Auf der Suche nach einer Psychotherapie oder einer psychologischen Beratung? Hier geht’s zu den Verzeichnissen:
Es ist in jedem Fall ratsam, dass die versicherte Person bei ihrer Versicherung nachfragt, wie die genauen Bedingungen sind, insbesondere ob die gewünschte Therapeut:in anerkannt wird und ob eine ärztliche Überweisung notwendig ist.
Unterschied Anordnung und Verordnung (Quelle: SBAP): Die Anordnung betrifft die Grundversicherung. Eine Verordnung hingegen wird mittlerweile von vielen Zusatzversicherungen verlangt (Agrisano, Aquilana, Assura, EGK, Groupe Mutuel, Helsana, KPT, Sanitas und SWICA). Dabei handelt es sich um eine allgemeine ärztliche Bescheinigung, die den Bedarf an Psychotherapie bestätigt. Sie muss im Unterschied zur Anordnung keine Diagnose enthalten und legt auch keine Sitzungsanzahl fest.
Psychologische Beratungen werden von den Zusatzversicherungen meist nicht mitfinanziert. Aktuelle Ausnahmen:
Die AXA hat mit der FSP und dem SBAP die folgende Vereinbarung getroffen: Für «psychologische Gesundheitsberatungen» durch Mitglieder dieser beiden Verbände übernimmt die AXA 75% der Kosten bis zu einem Kostendach von CHF 500 innerhalb von drei Kalenderjahren. Die Psycholog:innen müssen sich vorgängig bei ihrem Verband für dieses Angebot registrieren (FSP, SBAP).
Die Atupri übernimmt beim Modell «Intense» 75% der Kosten (max. CHF 2000 pro Jahr) für Beratungen und Therapien, welche von Aepsy-Psycholog:innen durchgeführt werden. Eine ärztliche Verordnung ist nicht notwendig.
Die KPT übernimmt im Rahmen der Zusatzversicherungen 75% der Kosten bis zu maximal 1000 Franken pro Kalenderjahr für die digital unterstützten Services von Klenico, Aepsy und HelloBetter in Kombination mit WePractice. Die Kostenübernahme bezieht sich auf die Buchung von Online-Modulen und Online-Sitzungen.
Bei einigen Zusatzversicherern werden die Berufsbezeichnungen Psychotherapeut:in und Psycholog:in nicht näher unterschieden (Assura, Atupri, Groupe Mutuel, Sanitas), weshalb eine Deckung von psychologischen Beratungen ebenfalls denkbar ist (siehe unten). Teilweise wird die Mitgliedschaft in einem der drei Verbände (FSP, SBAP, ASP) vorausgesetzt.
Psychotherapie: Die Regelungen der grossen Krankenkassen
Gemäss FINMA vereinen die folgenden acht Krankenkassen 87% des Prämienvolumens im Bereich der Zusatzversicherungen:
Auf den Websites dieser Krankenkassen (und vier weiterer grösserer Versicherer) wurde im April 2024 nach Informationen zur Kostenbeteiligung der Zusatzversicherungen an einer psychologischen Psychotherapie gesucht. Die folgende alphabetische Liste zeigt das Ergebnis dieser Recherche.
* Kassen, die eine ärztliche Verordnung (Erklärung siehe oben) verlangen, sind mit einem Stern markiert.
Assura *
Complementa Extra:
«Nichtärztliche Psychotherapeuten und unabhängige Psychologen: CHF 1’500 pro Jahr für Kosten ärztlich verordneter Behandlungen, die von auf der Liste des Dachverbandes der schweizerischen Krankenversicherer aufgeführten nichtärztlichen Psychotherapeuten oder unabhängigen Psychologen durchgeführt werden.»
Quelle: https://www.assura.ch/de/produkte/zusatzversicherungen/erganzung-grundversicherung
Atupri
Mivita:
«Kosten der nichtärztlichen Psychotherapie: Anerkannt sind Psychologen und weitere Fachpersonen, die im Besitz einer kantonalen Bewilligung zur selbständigen Praxisführung oder Mitglied eines der folgenden Verbände sind:
Schweizerischer Psychotherapeuten-Verband (SPV)
Schweizerischer Berufsverband für angewandte Psychologie (SBAP)
Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP)»
Quelle: https://www.atupri.ch/sites/default/files/2021-10/Mivita_ZVB_2022.pdf
Diversa:
«Nichtärztliche Psychotherapie: Die Atupri übernimmt bei nichtärztlichen Psychotherapien durch einen vom behandelnden Arzt bezeichneten Psychologen 50 Prozent der ausgewiesenen Kosten, höchstens jedoch CHF 1’000.– pro Kalenderjahr. Der Psychologe muss über eine eidgenössisch oder kantonal anerkannte Fachausbildung verfügen oder Mitglied des Schweizerischen Psychotherapeuten-Verbandes (SPV) bzw. der Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP) sein.»
Quelle: https://www.atupri.ch/sites/default/files/2022-01/ZVB_Diversa_D_2022.pdf
«Welchen Teil bezahlt die Zusatzversicherung für eine Therapie bei einem Psychologen?
Wird die Psychotherapie durch einen von Atupri anerkannten, allerdings nicht für die OKP zugelassenen Psychologen durchgeführt, übernimmt die Zusatzversicherung einen Teil der Kosten (wenn du eine abgeschlossen hast). Dafür muss die Therapie ärztlich verordnet sein. Die Atupri Zusatzversicherungen übernehmen folgende Beträge:
Mivita: 60 Prozent, höchstens aber CHF 1’000.– (Stufe Reala) bzw. CHF 1’500.– (Stufe Extensa) pro Kalenderjahr.
Diversa: 50 Prozent, höchstens aber CHF 1’000.– pro Kalenderjahr»
Quelle: https://www.atupri.ch/de/gesund-leben/wissen/psyche/psychotherapie
Intense:
«Aepsy ist ein Matchmaker für die mentale Gesundheit. Einfach den kurzen Fragebogen ausfüllen, Psychologinnen und Therapeuten vergleichen, die passende Fachperson auswählen und Therapie beginnen.
Atupri Intense beteiligt sich im Bereich Kuren, Therapien und Hilfsmittel mit 75 % bis zu CHF 2’000.- pro Jahr an Ihren Kosten, ganz ohne ärztliche Verordnung.»
Quelle: https://atupri.ch/de/versicherungen/zusatzversicherungen/intense
Concordia
Keine Leistungen für Psychotherapie in den Zusatzversicherungen.
CSS
«Psychologische Psychotherapeut/innen mit CSS-Anerkennung können weiterhin Kosten für psychotherapeutische Leistungen über die Zusatzversicherung abrechnen, sofern die Klienten/innen eine entsprechende Versicherung haben (...). Leistungen von bisher CSS-anerkannten Psychotherapeutinnen und -therapeuten, welche nun therapeutische Leistungen zulasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) erbringen, werden nicht mehr über die Zusatzversicherung abgegolten.»
Für die CSS-Anerkennung in der Zusatzversicherung müssen Psychotherapeut:innen das Formular «Antrag VVG Anerkennung» einreichen.
Leistungen:
myFlex Economy: keine Leistungen
myFlex Balance: 75%, max. CHF 1'000/Kj. bei CSS-anerkannten Psychotherapeuten ohne Zulassung für die Grundversicherung
myFlex Premium: 75%, max. CHF 3'000/Kj. bei CSS-anerkannten Psychotherapeuten ohne Zulassung für die Grundversicherung
Groupe Mutuel *
«Psychotherapeuten oder Psychologen, die nicht zur Tätigkeit zulasten der OKP zugelassen sind, können von der Groupe Mutuel anerkannt werden, sofern sie Mitglied der folgenden Verbände sind:
Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP)
Assoziation Schweizer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (ASP)
Schweizerische Berufsverband für Angewandte Psychologie (SBAP)»
«Ab dem 1. Juli 2022 werden Sitzungen bei unabhängigen Psychotherapeuten oder Psychologen sowie bei anerkannten Psychotherapie- oder Psychologie-Organisationen von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) übernommen. Die Kostenübernahme erfolgt durch eine dafür vorgesehene Zusatzversicherung, wenn die obligatorische Krankenpflegeversicherung nicht leistungspflichtig ist. Fragen Sie nach, ob Ihre Psychotherapie übernommen wird.»
«Bestimmte Zusatzversicherungen übernehmen folgende Kosten: Psychotherapie, die von einem unabhängigen Psychotherapeuten oder Psychologen sowie von Psychotherapie- oder Psychologie-Organisationen erbracht werden, die über keine Zulassung zur Tätigkeit zulasten der OKP verfügen, aber von der Groupe Mutuel anerkannt sind. Kontaktieren Sie uns, um Ihren Deckungsumfang zu prüfen.»
Helsana *
«Für spezielle Behandlungsformen übernehmen wir bis 75% der Kosten für Sie. Voraussetzung dazu sind ein vorgängiges Gesuch, eine schriftliche Kostengutsprache durch Helsana, eine ärztliche Verordnung und ein von uns anerkannter Arzt/Therapeut. Die Leistungen sind pro Kalenderjahr auf maximal 3000 Franken aus TOP/OMNIA bzw. 4500 Franken aus COMPLETA limitiert. (...) Bitte beachten Sie: Bei einzelnen Behandlungsformen sind zusätzlich die Indikationen, die Anzahl bezahlter Sitzungen und/oder die Höchstkosten pro Behandlung festgesetzt. Gerne geben wir Ihnen persönlich nähere Auskunft über den konkreten Leistungsumfang. Die Telefonnummer finden Sie auf Ihrer Versichertenkarte.»
Bei den speziellen Behandlungsformen sind aufgeführt: Nichtärztliche Psychotherapie durch anerkannte Psychotherapeuten (falls keine Leistungspflicht aus der Grundversicherung)
Quelle: https://www.helsana.ch/dam/de/pdf/private/listen/anerkannte-spezielle-behandlungsformen.pdf
KPT *
«Psychotherapeuten/Psychologen: Bei einer ärztlichen Verordnung für die psychotherapeutische Behandlung übernehmen die Krankenpflege-Versicherungen innerhalb von 5 Jahren 1'600 Franken der anfallenden Kosten. Der Maximalbetrag pro Sitzung liegt bei 50 Franken. Sie können sich bei Therapeutinnen und Therapeuten mit folgender Verbandszugehörigkeit behandeln lassen:
Schweizerischer Psychotherapeutenverband (SPV)
Föderation Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP)
Schweizerischer Berufsverband für Angewandte Psychologie (SBAP)»
Quellen:
https://www.kpt.ch/de/versicherungen/zusatzversicherung/ambulant/krankenpflege-plus-versicherung
https://www.kpt.ch/de/versicherungen/zusatzversicherung/ambulant/krankenpflege-comfort-versicherung
«Pulse Eco (resp. Top resp. Premium) beteiligt sich mit 75% an den Kosten bis zu maximal 1000 Franken pro Kalenderjahr für die digital unterstützten Services von Klenico, Aepsy und HelloBetter in Kombination mit WePractice. Die Kostenübernahme bezieht sich auf die Buchung von Online-Modulen und Online-Sitzungen.»
https://www.kpt.ch/de/versicherungen/zusatzversicherung/ambulant
ÖKK
ÖKK START: «Ambulante Psychotherapie durch qualifizierte nichtärztliche Psychotherapeuten: 50%, bis CHF 1000 pro Kalenderjahr»
Quelle: https://www.oekk.ch/de/leistung/ambulante-psychotherapie
Sanitas *
Vital Basic: Keine Leistungen
Vital Smart und Premium: «Nicht-ärztliche Psychotherapie durch Psychotherapeuten und Psychologen oder bei Aepsy (Video-Telefonie) sofern ärztlich verordnet»
Vital Smart: 80%, bis CHF 1000.– pro Kalenderjahr
Vital Premium: 80%, bis CHF 5000.– pro Kalenderjahr
Quelle: https://www.sanitas.com/de/privatkunden/versicherungen/zusatzversicherungen/ambulant.html
SWICA *
Informationen für Psychotherapeut:innen:
«Welche Voraussetzungen müssen zur Anerkennung als SWICA-anerkannte Psychotherapeutin bzw. SWICA-anerkannter Psychotherapeut erfüllt sein?
Eidg. anerkannte Psychotherapeutin / Eidg. anerkannter Physchotherapeut
Gemäss KVG Art. 36 keine Zulassung zur Grundversicherung
SASIS-Zahlstellennummer für Psychotherapie VVG
Die Anerkennung durch SWICA ist persönlich und nicht übertragbar. Die Leistungen sind nicht delegierbar. Alle über die eigene Anerkennung verrechneten Leistungen müssen durch die registrierte bzw. anerkannte Person erbracht worden sein.
Eine Kostenbeteiligung aus der Zusatzversicherung an psychotherapeutischen Behandlungen erfolgt unter folgenden Voraussetzungen:
Ärztliche Anordnung
Leistungserbringung durch SWICA-anerkannte Psychotherapeutin bzw. SWICA-anerkannten Psychotherapeuten
Behandlung entspricht den Kriterien der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit (WZW)
Abrechnungen für Leistungen der Psychotherapie aus den Zusatzversicherungen müssen mittels Software-Programm oder mit dem SWICA-Rechnungsformular erstellt werden. Zusätzlich müssen folgende Angaben auf der Rechnung vorhanden sein:
SWICA-Tarif: 20S
SWICA-Tarifziffer: 20010
Tarifbezeichnung: Psychotherapie VVG - Einzelbehandlung»
Quelle: https://www.swica.ch/de/ueber-swica/partner/leistungserbringer/psychotherapeuten
Informationen für Versicherte:
«Aus den Zusatzversicherungen COMPLETA TOP und OPTIMA beteiligt sich SWICA an den Kosten einer krankheitsbedingten psychotherapeutischen Behandlung, wenn die Therapie von einer SWICA-anerkannten Psychotherapeutin oder einem SWICA-anerkannten Psychotherapeuten durchgeführt und von einem Arzt verordnet wurde, und der Psychotherapeut nicht über die Grundversicherung abrechnet.
Möchten Sie wissen, ob Ihre Psychotherapeutin oder Ihr Psychotherapeut SWICA-anerkannt ist? Der SWICA-Kundenservice gibt Ihnen unter der Gratis-Nummer 0800 80 90 80 gerne rund um die Uhr Auskunft.
Wie viel bezahlt SWICA an psychotherapeutische Behandlungen aus den Zusatzversicherungen?
COMPLETA TOP: 90 Prozent der Kosten, bis höchstens 50 Franken pro Sitzung für maximal 60 Sitzungen pro Kalenderjahr
OPTIMA: zusätzlich 25 Franken pro Sitzung für maximal 60 Sitzungen pro Kalenderjahr»
Sympany
«Therapien bei Psychotherapeutinnen und -therapeuten auf ärztlicher Anordnung sind durch die Grundversicherung gedeckt. Die ambulanten Zusatzversicherungen decken krankheitsbedingte Behandlungen bei Therapeutinnen und Therapeuten, die sich nicht dem KVG unterstellt haben (sogenannte Ausstandstherapeuten).»
plus: 50% der Kosten, bis CHF 1’000.– pro Kalenderjahr
premium: 50% der Kosten, bis CHF 2’000.– pro Kalenderjahr
Quelle: https://www.sympany.ch/de/privatkunden/zusatzversicherungen/ambulant/leistungen.html
Visana
Ambulant I und II: Keine Leistungen
Ambulant III: In Ergänzung zur obligatorischen Krankenpflegeversicherung im ambulanten Bereich: Psychotherapie bei Therapeuten mit kantonaler Bewilligung zur Berufsausübung nach Psychologieberufegesetz, 80%, max. CHF 5000.– /Jahr
* Kassen, die eine ärztliche Verordnung (Erklärung siehe oben) verlangen, sind mit einem Stern markiert.
Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr.
Eine ähnliche Erhebung hat auch der Verband der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten beider Basel im Juni 2024 gemacht.